Die Stadtwerke München arbeiten schon heute daran, zukünftige Bedürfnisse der Münchner:innen zu realisieren. Daher investieren sie seit Jahren in Projekte, die München zu einer zukunftsweisenden und innovativen Stadt machen. Doch wie wird das Leben in der bayerischen Landeshauptstadt in Zukunft aussehen? Drei Trendforscher haben für M-Puls darüber nachgedacht, wie sich München verändern wird und wie wir alle einen Beitrag leisten können, damit die Stadt weiterhin lebenswert bleibt.

Porträtfoto von Zukunftsforscher Matthias Horx
Foto: Klaus Vyhnalek

Herr Horx, in Ihrer Post-Corona-Vision beschreiben Sie, wie sich die Welt, die wir kennen, auflöst und sich eine neue formt. Was bedeutet das für eine europäische Großstadt wie München?

Matthias Horx: „In Zukunft leben wir in einer Welt, in der Menschen mehr auf Distanz gehen, ohne dabei den Zusammenhalt verlieren zu müssen. Man könnte sagen: Eine ‚luftigere‘ Welt liegt vor uns. Städte sind Zusammenballungen von Menschenmassen mit hoher Dichte. Wenn wir es gut machen, diesen Wandel bewusst gestalten, könnte er die Städte einfach entspannen.“

Wie genau geht ein guter Wandel?

„Wir sollten die Stadt großräumiger und großzügiger gestalten. Wir können sie entflechten und dadurch auch die Lebensqualität erhöhen. Es spricht viel dafür, dass durch Corona die extreme Urbanisierung, die besonders München zu spüren bekommen hat, vorbei ist. In den vergangenen zehn, zwanzig Jahren sind alle in Massen in die Großstädte geströmt, und das hat gewaltige Probleme geschaffen. Das wird sich wohl ändern. Man geht vielleicht wieder mehr in die Peripherie, in die Fläche und sogar aufs Land.“

Matthias Horx, 65, gründete 1998 das Zukunftsinstitut, das heute Standorte in Frankfurt am Main und Wien hat. Was man aus der Krise machen kann, zeigt sein neues Buch „Die Zukunft nach Corona“ (Econ).

Porträtfoto von Zukunftsforscher Prof. Dr. Stephan Rammler
Foto: Marlene Gawrisch

Herr Dr. Rammler, wie wird unsere Stadt nach Corona aussehen, wie werden wir uns in ihr bewegen?

Prof. Dr. Stephan Rammler: Es mag verwundern, dass ein Zukunftsforscher so etwas sagt, aber im Moment wissen wir so wenig wie noch nie über die Zukunft. Alle Dynamiken, besonders die ökonomischen und politischen, sind derart unkalkulierbar, dass wir allenfalls klug und demütig spekulieren können.

Lassen Sie uns das tun. Stichwort Mobilität – da hat sich ja sehr schnell schon sehr viel verändert.

Allerdings. „Schnell“ trifft es aber nicht ganz. Durch die Pandemie haben wir einen rasenden Stillstand erlebt: Wir selbst haben uns kaum noch oder sehr viel weniger bewegt. Um das soziale Distanzgebot zu leben, haben wir die Dinge des täglichen Bedarfs zu uns kommen lassen. Waren, Dienstleistungen, Information – all das wurde uns geliefert. Auch zum Arbeiten mussten viele nicht mehr vor die Tür. Die nötige digitale Infrastruktur war ja da, zu Hause.

Prof. Dr. Stephan Rammler, Jahrgang 1968, leitet das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) in Berlin. Als Forscher und Autor treibt ihn u.a. der Zusammenhang von Nachhaltigkeit und Digitalisierung um.

„Die SWM haben die Frage der Daseinsvorsorge nie aus dem Blick verloren und handeln sehr agil – das wird sich auszahlen.“

Prof. Dr. Stephan Rammler

Porträtfoto von Zukunftsforscher Prof. Dr. Matthias Garschagen
Foto: LMU München/Christoph Olesinski

Herr Garschagen, Prognosen sagen, im Jahr 2050 werde man den Klimawandel noch deutlicher spüren. Worauf wird sich München einstellen müssen?

Prof. Dr. Matthias Garschagen: Zum Beispiel auf extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen oder Starkregen. Damit können sogar unmittelbare Gefahren für unsere Gesundheit einhergehen, die sich auch auf unser alltägliches Leben oder den Umgang miteinander auswirken. Das beginnt bei vermeintlich leichten Themen wie „Kann ich bei 40 Grad noch joggen gehen?“ und geht bis hin zu der Frage, ob ich es mitbekomme, wenn meine alte Nachbarin bei diesen Temperaturen in ihrer Dachgeschosswohnung leidet. Klimawandel und gesellschaftliche Veränderungen sind miteinander verzahnt: Je älter oder auch je ärmer die Bevölkerung ist, desto verwundbarer ist sie. Nicht jeder kann sich eine großzügige, gut durchlüftete Wohnung leisten.

Prof. Dr. Matthias Garschagen leitet den Lehrstuhl für Anthropogeographie mit Schwerpunkt Mensch-Umwelt-Beziehungen an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Abschätzung zukünftiger Risikotrends in Städten an der Schnittstelle von Klimawandel und gesellschaftlichen Veränderungen. Darüber hinaus ist er u.a. leitender Autor im Weltklimarat.

Die Interviews in ganzer Länge finden Sie in Ausgabe 02/2020, 03/2020 und 01/2021 von M-Puls und online unter www.swm.de/interview.